Lockdown: Was Unternehmen jetzt für Eltern tun können

Personalmanagement

Das letzte Jahr hat gezeigt: Homeschooling und Homeoffice bedeuten enorme Herausforderungen. Kommt beides zusammen, ist dies nur selten miteinander vereinbar – weder für Eltern und Kinder noch für Unternehmen und Arbeitgeber:innen. Vor allem Eltern müssen derzeit der Doppelbelastung standhalten: ihren beruflichen Verpflichtungen nachgehen und gleichzeitig als Aushilfslehrkraft fungieren. Darum müssen Unternehmen – auch in ihrem eigenen Interesse – dafür sorgen, dass sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. Fünf Beispiele:

1. Flexibilität für Eltern ermöglichen

Das klassische Nine-to-five-Modell funktioniert in einer Krise nicht. Sind die Kinder tagsüber zu Hause, brauchen sie Aufmerksamkeit und Betreuung bei den Schulaufgaben. Die Hauptarbeitszeit wird also zur Hauptbetreuungszeit. Müssen sich Eltern auch jetzt an die normalen Arbeitszeiten halten, kommt es automatisch zu Konflikten. Vor allem kleinere Kinder sind jedoch oft früh im Bett und danach herrscht – im besten Fall – Ruhe und eine bessere Arbeitsatmosphäre. Natürlich finden nachts keine Termine mehr statt, aber ein großer Teil der Aufgaben muss nicht zwingend im Zeitraum von „nine to five“ erledigt werden. So können beispielsweise Mitarbeiter:innen des Technologiekonzerns OHB auch erst am Nachmittag oder frühen Abend mit der Arbeit beginnen.

2. Beim Homeschooling unterstützen

Hört sich viel verlangt an? Unternehmen wie die Babbel oder die Telekom tun es bereits. Die Sprachlern-Plattform Babbel kooperiert schon länger mit Kindergärten. Hier können die Kinder online und per App Sprachen lernen. Kreiert sind die Sprachkurse von Experten:innen und sortiert nach unterschiedlichen Themen. Das bringt Eltern mehr Zeit und Flexibilität. Babbel hat sein Support-Angebot im Lockdown digitalisiert: Schulpflichtige Kinder der Mitarbeiter:innen erhalten nun kostenlosen Zugang zum Online-Lernen. Auch die Telekom stellt der Belegschaft Lizenzen für Online-Lernplattformen zur Verfügung. Der Einsatz von didaktisch aufbereiteten Online-Lernmaterialien entlastet nicht nur die Familien, sondern auch die Unternehmen selbst, denn die Mitarbeiter:innen haben so mehr Zeit und Energie für ihre beruflichen Aufgaben.

3. Sonderurlaub genehmigen

Urlaub in Zeiten von Homeschooling ist kein Urlaub. Sind die Kinder krank oder bieten die Kindergärten keine Notbetreuung an, sind Eltern meist nicht in der Lage zu arbeiten. Bei Babbel können Eltern deshalb Sonderurlaub nehmen – unbegrenzt. Die Bundesregierung hat beschlossen, allgemein die Kinderkrankentage zu erhöhen. Und das zu Recht: Eltern können nicht vernünftig arbeiten, wenn ihre Kinder krank sind oder die ganz Kleinen Rundumbetreuung benötigen.

4. Verkürzte Arbeitszeiten

Die Kinder unterrichten, den Haushalt führen und 40 Stunden arbeiten? Dafür müsste ein Tag wohl mehr als 24 Stunden haben. Natürlich können Eltern, solange das Homeschooling noch andauert, nicht einfach aufhören zu arbeiten. Jedoch können sich Unternehmen solidarisch zeigen, wenn nicht jede Woche die vollen Leistungen erbracht werden können. So spenden sich die Angestellten der Versicherungsgesellschaft Gothaer gegenseitig Gleitzeitstunden, indem einige Mitarbeiter:innen und Führungskräfte auf ihre Urlaubstage verzichten. Alle gespendeten Stunden werden gesammelt und wer Bedarf hat, kann sich an dem Pool bedienen. Andere Unternehmen reduzieren die täglichen Stunden ihrer Mitarbeiter:innen. So müssen diese beispielsweise statt acht nur sechs Stunden am Tag arbeiten – und das bei vollem Gehalt. Das ermöglicht den Eltern bessere Planbarkeit, mehr Struktur im Tag und sehr wahrscheinlich gleiche Leistungen.

5. Das Wir-Gefühl stärken

Das Gefühl, niemandem gerecht zu werden und mit Vielem allein gelassen zu sein, ist bei Eltern während der Pandemie stark verbreitet. Einige Unternehmen haben das bereits erkannt und bieten ihren Mitarbeiter:innen stimmungsaufhellende Incentives an, wie zum Beispiel Kochkurse über Instagram. Die Spanne der Online-Angebote ist riesig und reicht vom klassischen Kochkurs über ausgeklügelte Koch-Parcours bis hin zu lustigen Kochduells für Teams, die sich messen wollen. Einige Unternehmen bieten zudem Familientage an. Mitarbeiter:innen können an diesen bereits mittags aufhören zu arbeiten und sich um ihre Familien kümmern.

Fazit

Es gibt viele Wege, auf denen Unternehmen sich solidarisch zeigen und ihre Mitarbeiter:innen unterstützen können. Nicht alle Unternehmen können mehr Urlaubstage anbieten, aber schon kleine Gesten, wie Familientage oder Kochkurse, helfen bei der Work-Life-Balance und sorgen dafür, dass den Eltern in ihrer Belegschaft unter die Arme gegriffen wird. Die Eltern wiederum sind dadurch entlastet, sodass das Unternehmen langfristig von weniger gestressten und effizient arbeitenden Angestellten profitiert.

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Stephan Bayer, Sofatutor

Stephan Bayer

Stephan Bayer ist Gründer und CEO von Sofatutor. Er hat die Online-Lernplattform 2008 aus einer spontanen Idee im Studium heraus gegründet. Inzwischen arbeiten bei Sofatutor rund 250 Angestellte und mehr als 900.000 Nutzer:innen sowie 5.000 Schulen greifen auf die Inhalte der Plattform zu.

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