Wie Unternehmen von Wiedereinsteiger:innen profitieren

Recruiting

Im klassischen Recruiting wird oft – bewusst oder unbewusst – nach bestimmten Profilen gesucht, wie: „Junger Manager mit Erfahrung und ohne Lücken im Lebenslauf“ oder „24 Jahre alt, mit einem Masterabschluss und Auslandserfahrung“. Aber bei diesen Anforderungsprofilen werden oft Jobsuchende übersehen, die bereits eine große Palette an Arbeitserfahrung und Know-how mitbringen: Menschen, die nach einer Pause den erneuten Einstieg in die Arbeitswelt suchen.

Warum sind Wiedereinsteiger:innen interessant für Unternehmen?

Der Wiedereinstieg in das Berufsleben gilt als große Hürde und die Integration in den Arbeitsalltag als äußerst kompliziert, dabei bieten Wiedereinsteiger:innen viele Vorteile. Durch die freie Entscheidung des Wiedereinstiegs haben sie Karriereziele, die auf Grund der bisherigen Berufserfahrung deutlich realistischer sind als die Ziele, die Absolvent:innen im Kopf haben. Außerdem verfügen sie über eine bessere Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.

Die Ausrichtung, in der sie den Wiedereinstieg suchen, ist daher wohl überlegt und kann sich in zwei Richtungen ausprägen. Einmal in den bekannten Bereichen, in dem sie vor dem Ausstieg aktiv waren oder den Quereinstieg in einen unbekannten Bereich. Beides bietet Vorteile, die sich Unternehmen zunutze machen können. Gelingt der Wiedereinstieg in den bekannten Bereich, wird unter anderem ein bestehendes Netzwerk mit eingebracht. Daraus können sich auch neue geschäftliche Möglichkeiten ergeben. Unternehmen, die bereits Wiedereinsteiger:innen aus anderen Bereichen integriert haben, sehen wiederum klare Vorteile wie erhöhte Produktivität und Innovation durch andere Blickwinkel und Team-Diversität. Es wird viel über Anpassungsfähigkeit und Flexibilität als „Softskills der Zukunft“ gesprochen. Durch die Integration von Wiedereinsteiger:innen können diese Fähigkeiten gezielt gefördert und gelebt werden. Dies wirkt sich positiv auf die gesamte Organisation aus.

Auch der Grund für die Auszeit ist interessant für Unternehmen. Innerhalb dieser Zeit können neue Skills entwickelt werden, die in nicht-beruflichen Tätigkeiten erlernt wurden. Beispielsweise kann das Gründen einer Familie positive Auswirkungen auf das eigene Verantwortungsbewusstsein und die Selbstorganisation haben. Auch Krisenbewältigungs- und Managementstrategien sind bei Wiedereinsteiger:innen ausgeprägter. War Krankheit der Grund für eine längere Auszeit, haben sie oft einen ausgeprägteren Kampfgeist und ein höheres Selbstbewusstsein. Noch dazu können Schulungen und Seminare besucht werden, die zum erlernten Wissen auch die Lernbereitschaft unterstreichen. Das Sabbatical als Auszeit fällt ebenso unter die Kategorie des Wiedereinstiegs und macht Kandidat:innen für Unternehmen besonders interessant, da es sich oftmals um C-Level-Mitarbeitende oder Führungskräfte handelt, die nach ihrer Auszeit wieder ausgeruht und voller Motivation ins Rennen gehen und ein Unternehmen maßgeblich voran bringen. Außerdem ist diese Auszeit zumeist recht kurz, sodass der Wiedereinstieg hier am leichtesten fällt und auch technische Neuerungen sich in dieser Zeit in Grenzen halten.

Wie Unternehmen Jobsuchenden den Wiedereinstieg erleichtern können

Die Erfahrung zeigt, dass gerade Wiedereinstiegsprogramme nach einer längeren Auszeit die beste Möglichkeit sind, um Menschen wieder in den Arbeitsalltag zu integrieren. In unserem eigenen Wiedereinstiegsprogramm, welches wir mit Partnerorganisationen wie der Universität St.Gallen anbieten, haben wir festgestellt, dass die größte Hürde für den Wiedereinstieg im Bereich der Digitalisierung und der veränderten Prozessstruktur liegt. Daher müssen solche Programme den Fokus auf die Einarbeitung in gängige Systeme liefern, um den Wiedereinstieg zu erleichtern. Dazu kommen einige Verständnisse im digitalen Bereich – wir nennen es Upskilling. Als positiv lässt sich in diesen Programmen aber feststellen, dass Wiedereinsteiger:innen eine besonders hohe Kompetenz in den Bereichen der Teamarbeit und der Arbeitsstruktur haben.

Um vollständig von der Expertise von Wiedereinsteiger:innen profitieren zu können ist es außerdem notwendig, dass Unternehmen ihnen Vertrauen entgegenbringen. So bekommen sie die Möglichkeit, dass ein qualifiziertes Auge ihre Abläufe und Strukturen bewerten kann und durch eine Feedback-Kultur einen neuen Blick ermöglicht. Durch die richtige Führung und Teamintegration können sie außerdem dafür sorgen, dass ihre Motivation sich auf das gesamte Team ausweitet und neuerlichen Anschub bringt. Auch können Wiedereinsteiger:innen über ein Standing aus bereits durchgeführten Projekten verfügen, was richtig eingesetzt, neue Teamleads und Innovatoren hervorbringen kann.

Wiedereinsteiger:innen verfügen demnach über ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Qualifikationen, die einen großen Mehrwert für ein Team und ein Unternehmen bringen. So können sie ihr Unternehmen maßgeblich voranbringen und sollten deshalb definitiv mehr Beachtung im Recruiting-Prozess bekommen.

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Claudia Bolliger-Winkler, Lionstep

Claudia Bolliger-Winkler

Claudia Bolliger-Winkler ist Gründerin und Geschäftsführerin des Schweizer Unternehmens Lionstep. Seit fünf Jahren hilft Sie mit Ihrem Unternehmen, Firmen und Talente zusammenzubringen. Entstanden ist die Idee des digitalen Recruiting-Prozesses bei der Zusammenarbeit mit Telefonica.  Zuvor war sie unter anderem für die Micla Management AG in Zug und Venturelab in Zürich tätig.

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