Nachgefragt bei… Karsten Bich

Recruiting

Normen gestalten unsere Normalität. Am bekanntesten ist wohl die Norm, die Papierformate wie DIN A4 festlegt. Karsten Bich verantwortet den Bereich HR und Transformation beim Deutschen Institut für Normung und hat eine HR-Lieblingsnorm.

Standards konstituieren die Normalität,weil sie …
dafür sorgen, dass unser Alltag sicher und einfach verläuft – und das quasi im Verborgenen. Wir spüren immer am deutlichsten, dass Normen wichtig sind, wenn sie fehlen: Wer stand nicht schon einmal ohne Strom im Ausland da, weil der Adapter für die Steckdose fehlte?

Die Neue Normalität bedeutet für mich persönlich …
mich auf höhere Veränderungsgeschwindigkeiten vorzubereiten. Das betrifft neue Recruitingansätze, erweiterte Führungsfähigkeiten sowie schnellere Überprüfungen aller sonstigen Arbeitsrahmenbedingungen.

Ich bin Jurist geworden, weil …
die Juristerei viel mit dem Bewerten von Menschen, deren Motiven und Handlungen zu tun hat. Ich konnte mir dadurch eine Arbeitsweise aneignen, in der durch eine sehr neutrale Herangehensweise und Haltung
– fachsprachlich Subsumtion und Iteration – schnell Lösungen erarbeitet werden können und immer auch
in Alternativen gedacht wird.

Als Kind wollte ich jedoch auch …
Kinderarzt werden. Nachdem ich jedoch als Soldat für zwei Jahre im Bundeswehrkrankenhaus ausgebildet und später auch im Rettungsdienst eingesetzt worden war, habe ich meine Belastungsgrenzen für das Leid anderer kennengelernt.

Eine meiner Lieblingsnormen unter den 34.359 existierenden Normen ist die …
DIN SPEC 91426. Sie heißt „Qualitätsanforderungen für videogestützte Methoden der Personalauswahl“.

Sie ist so besonders, weil sie …
HR-Verantwortlichen auf Basis von künstlicher Intelligenz hilft, Menschen unvoreingenommen auszuwählen und damit Diversität zu fördern.

Normen im Unternehmen sind wichtig, weil …
sie als eine Art gemeinsame Sprache auf der ganzen Welt Märkte öffnen und den Handel erleichtern. Sie sichern Qualität und Effizienz und fördern das Vertrauen in neue Technologien.

Die deutsche Wirtschaft spart rund 17 Milliarden Euro durch die Normung, weil …
die Normen Fachwissen verbreiten, das für alle zugänglich ist. Das Wirtschaftswachstum wird durch sie übrigens stärker beeinflusst als durch Patente oder Lizenzen.

HR, Menschen und Normen passen für mich zusammen, weil …
Menschen als Kunden des Personalmanagements durch die Anwendung von HR-Normen eine Sicherheit über die Qualität der HR-Dienstleistung
erhalten.

Die wichtigste Erkenntnis während meiner Ausbildung zum systemischen Coach war …
dass der Mensch durch bestimmte Fragetechniken oder Bilder die persönliche Situation reflektieren und
Handlungsoptionen besser erkennen kann, um auszuwählen, welche davon in Angriff genommen werden sollten.

Geholfen hat mir diese Kompetenz zuletzt, als ich …
Menschen in einem Veränderungsprozess begleitet habe. Veränderungsprozesse gelingen am schnellsten und nachhaltigsten, wenn die Betroffenen das Warum für sich erkennen und akzeptieren. Das ist wirksamer als jede noch so gute Erklärung durch Dritte.

Ein Buch, das alle, die im HR-Bereich arbeiten, gelesen haben sollten, heißt …
„Elite ohne Ethik? Die Macht von Werten und Selbstrespekt“ des Management- Trainers Daniel F. Pinnow. Ehrliche Wertschätzung ist innerste
Triebfeder meines beruflichen Handelns.

Karsten Bich ist seit Januar 2020 Mitglied der Geschäftsleitung für HR und Transformation beim Deutschen Institut für Normung (DIN). Der 57-jährige Volljurist verantwortet die strategische Transformation und leitet ein 17-köpfiges HR-Team. Zudem ist er ausgebildeter systemischer
Coach.

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Sven Lechtleitner, Foto: Privat

Sven Lechtleitner

Journalist
Sven Lechtleitner ist freier Wirtschaftsjournalist. Er hat ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sowie ein Fernstudium Journalismus an der Freien Journalistenschule in Berlin absolviert. Von November 2020 bis Juli 2022 war er Chefredakteur des Magazins Human Resources Manager.
Jeanne Wellnitz (c) Mirella Frangella Photography

Jeanne Wellnitz

Redakteurin
Quadriga
Jeanne Wellnitz ist Senior-Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion Wortwert. Zuvor war sie von Februar 2015 an für den Human Resources Manager tätig, zuletzt als interimistische leitende Redakteurin. Die gebürtige Berlinerin arbeitet zusätzlich als freie Rezensentin für das Büchermagazin und die Psychologie Heute und ist Autorin des Kompendiums „Gendersensible Sprache. Strategien zum fairen Formulieren“ (2020) und der Journalistenwerkstatt „Gendersensible Sprache. Faires Formulieren im Journalismus“ (2022). Sie hat Literatur- und Sprachwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und beim Magazin KOM volontiert.

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