Führung in Zeiten von Corona

Leadership

Noch bevor das Ende der Corona-Pandemie absehbar ist, kehren einige Teile der Welt allmählich zu einem normaleren Lebensstil zurück. Immer mehr Unternehmen öffnen wieder ihre Türen, während Social Distancing und strenge Hygienemaßnahmen bestehen bleiben. Wo immer möglich, wird von den Regierungen ein Homeoffice-Konzept befürwortet.

Obwohl es zahlreiche Belege dafür gibt, dass sich neue Arbeitsformen – bekannt unter dem Begriff New Work – positiv auf Produktivität, Mitarbeiterengagement, Mitarbeiterzufriedenheit und Fluktuation auswirken, zögerten zahlreiche Manager und Organisationen in der Zeit vor Corona, diese Konzepte einzuführen.

Die letzten Monate haben viele Führungskräfte jedoch gezwungen, sich mit mindestens einem Aspekt des vielgelobten New-Work-Ansatzes zu befassen: dem Homeoffice. Für einige Manager war die Telearbeit bereits gängige Praxis und stellte keine besondere Herausforderung dar. Für andere war die neue Situation jedoch eine große Umstellung. Für sie war es unvorstellbar, dass Mitarbeiter ihre Arbeit autark und ohne strenge Aufsicht zu Hause produktiv ausführen würden. Jede Führungskraft reagiert anders: Während einige gerade eine völlig neue Art, Menschen zu führen für sich entdecken, haben andere große Schwierigkeiten damit.

Effizienz ist gefragt

Was unterscheidet Führungskräfte, die mit dieser neuen Situation gut umgehen können von denjenigen, die es nicht können? Es gibt sicherlich viele Antworten auf diese Frage. Um nur einige zu nennen: die Fähigkeit, klare Ziele festzulegen, eloquent per Telefon- oder Videokonferenz zu kommunizieren, Empathie und Achtsamkeit zu zeigen, die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter zu kennen und somit in der Lage zu sein, die richtigen Aufgaben und Verantwortlichkeiten zuzuweisen. Und zu guter Letzt: die Fähigkeit, zu vertrauen und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen.

Und was unterscheidet Mitarbeiter, die auch im Homeoffice leistungsfähig bleiben, von solchen, die ohne strenge Führung verloren zu sein scheinen? Neben offensichtlichen Eigenschaften wie Fachwissen, der Fähigkeit, gesunden Menschenverstand anzuwenden und eigenständig zu arbeiten tritt insbesondere eine Eigenschaft hervor: ein hohes Maß an intrinsischer Motivation.

Laut dem amerikanischen Autor Daniel Pink sind drei Faktoren wichtig, um sicherzustellen, dass am Arbeitsplatz ein hohes Maß an intrinsischer Motivation erhalten bleibt: Selbstbestimmung (Autonomy), Perfektion (Mastery) und Sinnerfüllung (Purpose). Autonomie versteht er als den Wunsch, selbstbestimmt zu sein, wodurch sich das Engagement gegenüber bloßer Pflichterfüllung erhöht. Perfektion ist der Drang, sich zu verbessern und Sinnerfüllung der Wunsch, etwas zu tun, das sinnvoll und wichtig ist.

Führungskräfte, die das verstehen, werden Jobs und Verantwortlichkeiten schaffen, die den Mitarbeitern ein hohes Maß an Handlungsfreiheit ermöglichen und sie selbst entscheiden lassen, wie sie am besten arbeiten, um die klar umrissenen Ziele zu erreichen. Sie stellen sicher, dass jeder Mensch das richtige Maß an Herausforderung sowie die Möglichkeit hat, täglich zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Visionen und ein höheres Ziel

Übrigens, wenn Sie Mitarbeiter motivieren möchten, reicht es nicht, nur Aufgaben zu delegieren, die unter den intellektuellen Fähigkeiten und dem Fachwissen des Managers zu liegen scheinen. Führungskräfte müssen sich auch von Aufgaben und Verantwortlichkeiten trennen, die sie selbst als herausfordernd und anregend empfinden.

Schließlich und vor allem müssen Führungskräfte Visionen und ein höheres Ziel bieten. Jede Person in der Organisation sollte in der Lage sein zu formulieren, warum sie etwas tut, warum es aufregend ist, Blut, Schweiß und Tränen zu investieren, um auf dieses höhere gemeinsame Ziel hinzuarbeiten. Das erfordert auch, dass Führungskräfte regelmäßig kommunizieren, damit sich jeder Mensch einbezogen und wertgeschätzt fühlt.

Was sollten Organisationen tun, um aus dieser jüngsten und größtenteils noch andauernden Krise zu lernen? Sie sollten sich die Leistung ihrer Teams genau ansehen und herausfinden, welche Bereiche ihrer Organisation trotz des Lockdowns und während der Arbeit im Homeoffice sehr gut abgeschnitten haben. Die Manager und Führungskräfte, die in der Lage waren, ein hohes Leistungsniveau und eine positive Arbeitsatmosphäre aufrechtzuerhalten, sind Ihre besten Leute!

Analysieren, auswählen, fördern

Es ist wichtiger denn je, sicherzustellen, dass Personen ausgewählt und gefördert werden, die über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen, Menschen aus dieser Krise herauszuführen und eine erfolgreiche Zukunft für die Organisation und die Gesellschaft aufzubauen. Um soweit wie möglich unbeschadet die Folgen der Corona-Auswirkungen zu überstehen, brauchen Organisationen dringend Führungskräfte, die eine auf Vertrauen basierende Kultur entwickeln; ein Arbeitsumfeld, in dem die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich selbst zu steuern, in dem tägliches Lernen selbstverständlich ist und ein höheres Ziel im Mittelpunkt jeder Handlung steht. Das steht in starkem Gegensatz zur Auswahl und Förderung von Personen aufgrund ihres hohen technischen Fachwissens.

Was sollten also die nächsten Schritte sein? Eine eingehende Analyse und Bewertung derjenigen, die gute Leistungen erbracht haben, jener, die das Potenzial haben sich weiterzuentwickeln. Damit Ihr Unternehmen zu denen gehört, die trotz Corona erfolgreich bleiben und den Widrigkeiten zu trotzen im Stande sind, wird eine offene Analyse notwendig sein, bei der sichergestellt ist, dass die Ergebnisse und Leistungen der letzten Monate berücksichtigt werden. Es wird erforderlich sein, entsprechende Entscheidungen zu treffen. Die Zukunft Ihrer Organisation und in der Folge die Zukunft unserer Volkswirtschaft hängt von Ihrem Mut ab, diese Entscheidungen zu fällen.

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Carsten Wortmann, General Manager COI

Carsten Wortmann

Carsten Wortmann ist General Manager bei der Executive Search Boutique „Career Opportunities International (C.O.I.) LLC.“ Er hat sich auf die Rekrutierung von Führungskräften in einem internationalen Umfeld spezialisiert.
Ildiko Müller, Business Managerin COI

Ildikó Müller

Ildikó Mueller ist Spezialistin für Führungs- und Organisationsentwicklung basierend auf den Erkenntnissen der Positiven Psychologie. Sie unterstützt Unternehmen bei der Auswahl, Entwicklung und Ausbildung von Führungskräften in einem internationalen Umfeld. In diesem Zusammenhang fokussiert sie auf die Förderung der Selbstkenntnis, Teambildung,  effektive Kommunikation, das Führen von Veränderungsprozessen und die Resilienz. Sie ist Business Partner bei der internationalen Executive Search Boutique COI.

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