Thomas Vollmoeller: Wir fangen mal mit den IT-Experten an

Recruiting

Xing übernimmt die Jobplattform Honeypot. Der HRM hat mit CEO Thomas Vollmoeller über die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte gesprochen.

22 Millionen Euro lässt sich Xing die Übernahme der Berliner Jobplattform Honeypot kosten. Das Unternehmen ist spezialisiert auf IT-Fachkräfte. Diese melden sich bei Honeypot an, wobei allerdings nur zehn Prozent der Interessenten angenommen werden. Unternehmen können sich dann bei diesen „pre-selected candidates“ bewerben. 100.000 Kandidaten sowie 1.500 Unternehmen haben bisher den Weg auf die Plattform gefunden. Welche Strategie verfolgt Xing mit dieser Übernahme? Wie geht es weiter? Der Human Resources Manager hat mit Thomas Vollmoeller gesprochen.

Herr Vollmoeller, inwieweit rundet der Zukauf das Angebot von Xing ab? Warum die Übernahme?

Thomas Vollmoeller: Wenn es einen Bereich gibt, der durch New Work in Bewegung kommt, dann ist das IT. Hier wird nach allen Prognosen in den nächsten Jahren der größte Bedarf an Fachkräften bestehen. Treiber sind nicht nur die Digitalisierung, sondern auch die demografische Entwicklung. Wenn man mit Kandidaten in diesem Bereich zu tun hat, dann muss man deren Sprache sprechen. Man muss dafür sorgen, dass sie selbst entscheiden können, welchen Arbeitgeber sie interessant finden und kontaktieren wollen und welchen nicht. Denn die Kandidaten werden auf allen Plattformen angeschrieben und umworben. So seltsam das für andere klingen mag – das ist im Einzelfall sehr nervig. Und hier bietet Honeypot eine auf die Bedürfnisse der Kandidaten zugeschnittene Lösung. Wir sind im Recruiting Generalisten. In der Ansprache von IT-Fachkräften brauchen Sie aber Spezialisten. Honeypot als bester Spezialist in diesem Bereich und unser E-Recruiting-Vertrieb – das ist eine perfekte Kombination.

In der Pressemitteilung sagt Xing: „Der Erwerb von Honeypot ist ein weiterer Meilenstein in der Umsetzung der Unternehmensstrategie“. Stichwort „Strategie“. Frage: Wann ist zum Beispiel mit speziellen Angeboten an Ingenieure im Portfolio von Xing zu rechnen?

Ein Schritt nach dem anderen. Wir fangen jetzt mal mit den IT-Experten an. Hier wird, wie gesagt, in den nächsten Jahren die Nachfrage nach Fachkräften deutlich ansteigen. Aber natürlich gibt es noch andere Bereiche, die wir uns perspektivisch sehr wohl anschauen.

„Sehr wohl anschauen“ – über welchen Zeithorizont sprechen wir da? In unserem letzten Gespräch (26. Februar) hatte ich den Markt für IT-Spezialisten erwähnt und da hieß es von Ihnen „kein Kommentar“.

Jetzt wissen Sie auch, warum. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Weiterentwicklung von Honeypot und sind überzeugt, dass wir in dieser spezifischen Branche den besten Anbieter im deutschen Markt gefunden haben. Übrigens wird das Honeypot-Modell auch von großen Spielern in anderen, internationalen Märkten sehr erfolgreich genutzt, was unsere Perspektive zusätzlich bestätigt. Über weitere neue Zielgruppen kann ich zu diesem Zeitpunkt nur wiederholen: Wir schauen sie uns an. Aber, wie gesagt, perspektivisch.

Reden wir doch einmal über Zahlen. Bei Erreichung „ambitionierter operativer Ziele“ innerhalb der nächsten drei Jahre erhöht sich der Kaufpreis von Honeypot um Earn-out-Zahlungen in Höhe von bis zu 35 Millionen Euro. Mögen Sie zu diesen Zielen etwas konkreter werden?

Nein. Die Zahlen für dieses Jahr sind ja kommuniziert. Der Umsatz von Honeypot liegt bei fünf Millionen Euro. Dem gegenüber steht ein Verlust in der etwa gleichen Höhe. Nächstes Jahr wollen wir den Umsatz mindestens verdoppeln. Wir rechnen mit einem Verlust in der gleichen Größenordnung, also auch etwa fünf Millionen, weil wir stark investieren werden. Dies nicht nur in den Aufbau in Deutschland, sondern auch in internationalen Märkten.

Die Frage, die sich so manche unserer Leser stellen werden: Was unterscheidet diese Plattform von allen anderen? Warum sollten sich Recruiter dafür begeistern?

Es ist die größte derartige Plattform in Deutschland. Sie hat die meisten Talente. Sie ist zugeschnitten auf deren Bedürfnisse. Wir halten sie für die bestsortierteste und sie bietet höchste Qualität. Honeypot nimmt zum Beispiel nur ungefähr zehn Prozent der Interessenten an. Mittlerweile sind rund 100.000 verifizierte und vorqualifizierte Bewerber dort gelistet. 1.500 Unternehmenskunden gibt es. Die Plattform ist bei den Talenten schon gut bekannt, auf der Unternehmensseite noch nicht ganz so. Da können wir helfen und dafür sorgen, Honeypot mit Hilfe der Kraft der guten Marke Xing noch viel bekannter zu machen.

Das bedeutet konkret?

Wir haben ja einige Hundert toller Vertriebsleute, die mit den Unternehmen im Gespräch sind. Deren Kontakte und Know-how werden wir nutzen, damit möglichst jedes Unternehmen das Angebot von Honeypot kennt. Und damit wir helfen können, den grassierenden Mangel an IT-Fachkräften zu beheben.

Honeypot-CEO Kaya Taner hatte in der Pressemitteilung zur Übernahme erklärt, dass mit Honeypot „die weltweit größte Work-Life Community rund um das Arbeitsleben von IT-lern“ geschaffen werden soll. Was wird da passieren?

Wie ist Honeypot an die 100.000 Kandidaten gekommen? Ein Grund ist, dass sie die Sprache der Talente sprechen – und indem sie zahlreiche Veranstaltungen für diese Zielgruppe durchführen. Sie sind Teil der IT-Community und im engen Austausch. Die Grundidee von Honeypot ist damit strukturell sehr ähnlich zu der von Xing: Mitglieder einer Community zusammenführen und vernetzen – und Unternehmen dann für beide Seiten sinnvollen Zugang zu diesen Menschen anzubieten. Hier unterscheidet sich die Plattform eben auch stark von anderen Anbietern. Honeypot ist der Interessenvertreter der IT-Community, so wie wir Interessenvertreter unserer Mitglieder sind.

(c) Xing
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Thomas Vollmoeller ist Chief Executive Officer beiXing.

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Helge Weinberg

Journalist
Helge Weinberg ist Journalist aus Hamburg. Er schreibt unter anderem für den Human Resources Manager, den Crosswater Job Guide und diverse Fachmedien.

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