Talent Relationship Management fängt beim Praktikumsende an

Recruiting

Praktikantenprogramme bieten die Möglichkeit, junge Menschen für das eigene Unternehmen zu begeistern. Was ist dabei zu beachten?

Ein Praktikum schafft häufig eine nachhaltige Verbindung zum Praktikumsbetrieb als potenziellen Arbeitgeber in der Zukunft. Die Voraussetzung dafür ist, dass Praktikanten mit ihrer Zeit im Unternehmen zufrieden waren. Doch die Zufriedenheit hängt stark davon ab, ob alle Einflussfaktoren bei der Konzipierung von Praktikantenprogrammen berücksichtigt werden. Wem das gelingt, dem bieten Praktikantenprogramme auf einzigartige Weise die Möglichkeit, junge Menschen für das eigene Unternehmen zu begeistern – aber vor allem auch zu prägen.

Doch genau hier beginnt die Schwierigkeit. Für viele Unternehmen endet nach dem absolvierten Praktikum der weitere Kontakt mit den Studierenden. Doch wo der Employee Life Cycle oft beim Austritt von Mitarbeitern endet, folgen für studierende Praktikanten nach dem Praktikumsende insbesondere die Phasen Retention und Rehiring. Erst durch diese beiden Phasen entfalten erfolgreiche Praktikantenprogramme ihren Einfluss auf die strategische und nachhaltige Wirkung als Rekrutierungskanal.

Das bedeutet, Unternehmen schaffen sich zwar eine Community von vielversprechenden Talenten, die nach dem Studium oder den ersten Jahren Berufserfahrung wieder den Weg zu ihrem Praktikumsgeber finden könnten, doch sie versäumen es, eine nachhaltige Bindung zu ihren Alumni aufzubauen. Sie verzichten also auf die langfristigen Effekte, die durch die Wiedereinstellung von ehemaligen Praktikanten entstehen.

Wie bleiben Praktikanten und Arbeitgeber in Kontakt?

Eine direkte Übernahme in ein festes Anstellungsverhältnis hat für studentische Praktikanten oft nicht die höchste Priorität, wenn diese sich noch mitten in ihrem Studium befinden. Eine reguläre Anstellung ist erst dann relevant, wenn sie ihr Studium abgeschlossen haben und den Berufseinstieg planen. Aber wie schafft ein Unternehmen eine Struktur, in der Alumni über das Praktikum hinaus mit dem Unternehmen in Kontakt bleiben?

Eine Möglichkeit sind Kontakthalteprogramme in Form von Alumni-Netzwerken. Um die größtmögliche Wirkung zu entfachen, sollten diese organisatorisch im Personalmarketing beheimatet sein. Bei der Ausgestaltung von Alumni-Netzwerken sind der Vielfalt der Angebote keine Grenzen gesetzt. Vor der Initiierung müssen jedoch einige Vorüberlegungen passieren. Beispielsweise muss vorab festgelegt werden, über welche Plattform mit den Alumni kommuniziert wird. Dafür eignen sich beispielsweise geschlossene Gruppen in den sozialen Netzwerken wie Facebook, WhatsApp oder XING. Denkbar sind auch andere Kollaborationsplattformen wie Slack oder Asana. Außerdem gibt es auf dem HR-Tech-Markt vielfache Software-Angebote, die sich explizit auf das Alumni-Management spezialisieren. Neben der Kommunikation (zum Beispiel Chat, Social Media, Forum) zählen

  • allgemeine Informationen (zum Beispiel Corporate News, Good Practice, Testimonials)
  • Karriereinfos (zum Beispiel [exklusive] Jobs, Nachwuchsprogramme, Volontariat, Werksstudenten, Honorartätigkeiten)
  • Termine (Stammtische, Firmenevents, Ehrenamt)
  • Informationen zur Nachwuchsförderung (zum Beispiel Mentoring, Weiterbildungen, Nachwuchsprogramme)
  • Informationen über Fortführung von Projekten

zu typischen Inhalten von Alumni Netzwerken. Eine Befragung vorab bietet sich an, um die Interessen und Erwartungen der Alumni zu ermitteln, so dass ein Alumni-Netzwerk entsprechend den Interessen der Zielgruppe aufgebaut wird.

Wann wird das Praktikum für Arbeitgeber zum Erfolg im Recruiting?

Erfolgreiche Praktikantenprogramme zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine große Wirkung und Prägung auf die Praktikanten hatten. Als Ergebnis bewerben diese sich zu einem späteren Zeitpunkt, beispielsweise direkt nach dem Studium, erneut bei ihrem ehemaligen Praktikumsgeber für eine Wiedereinstellung. Denn sie haben ihr Praktikum als bereichernd empfunden.

Aber selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, sind ehemalige Praktikanten, die zufrieden mit ihrem Praktikum waren, exzellente Markenbotschafter. Das bedeutet, sie haben ein außerordentliches Potential, die eigene Arbeitgebermarke positiv (wie negativ) zu beeinflussen. Außerdem kann sich die Zufriedenheit mittel- bis langfristig auf das operative Geschäft eines Unternehmens auswirken, wenn sie in einer zukünftigen Funktion zum Auftraggeber werden und eine Zusammenarbeit zustande kommt. Ein erfolgreiches Praktikantenprogramm endet daher nicht mit dem Austritt von Praktikanten, sondern erst durch ihre Rückkehr als Festangestellte, Auftraggeber oder Markenbotschafter. Das Praktikum ist somit erst der Beginn einer langen Beziehung, die es zu pflegen gilt!

Unsere Newsletter

Abonnieren Sie die HR-Presseschau, die Personalszene oder den HRM Arbeitsmarkt und erfahren Sie als Erstes alles über die neusten HR-Themen und den HR-Arbeitsmarkt.
Newsletter abonnnieren
Foto 2020

Marcel Rütten

Global Director Talent Acquisition & Employer Branding
PACCOR
Marcel Rütten ist seit über einem Jahrzehnt im Personalmanagement tätig und verantwortet seit 2020 als Global Director Talent Acquisition & Employer Branding bei PACCOR die Personalgewinnung des international ausgerichteten Konzerns. In seinem Blog HR4Good beschäftigt er sich mit Ideen, Innovationen und Trends im Personalmanagement. Er gilt als einer der Experten rund um das Thema Recruiting und Personalmarketing. Seine Konzepte im HR-Bereich wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Als Referent durfte er zudem in den vergangenen Jahren auf den unterschiedlichsten Veranstaltungen sprechen.

Weitere Artikel