Schwierige Jobsuche für Ex-Politiker

Personalmanagement

Mitglied des Bundestags zu sein garantiert nicht für eine erfolgreiche Karriere im Anschluss an das Mandat. Bei der Suche nach einem neuen Job ist die Abgeordnetentätigkeit für viele sogar hinderlich. Von der Partei erhalten sie dabei kaum Unterstützung.

Von der Politik in die Wirtschaft und dann nochmal so richtig Kasse machen. Dieses gängige Vorurteil entspricht nicht dem realen Karriereweg eines durchschnittlichen Bundestagsabgeordneten. Eine Befragung durch die Personalberatung Kienbaum zeigt, dass ein erheblicher Anteil der Mandatsträger nach dem Ausscheiden aus dem Parlament mit Problemen bei der Suche nach einem neuen Job zu kämpfen hat. Ein Viertel der Studienteilnehmer sieht die Bundestagszeit dabei als Hindernis auf dem Arbeitsmarkt an.

15 Prozent der ehemaligen MdBs waren fünf Monate nach ihrem Ausscheiden immer noch arbeitslos. Weitere neun Prozent gönnten sich eine freiwillige Auszeit, während 26 Prozent in den Ruhestand gingen. Lediglich sechs Prozent blieben in der Politik. Die Mehrheit allerdings arbeitet mittlerweile freiberuflich oder im eigenen Unternehmen.

Auch in Puncto Gehalt haben ehemalige Abgeordnete keinen automatischen Vorteil. Mehr als die Hälfte von ihnen verdient gleich viel oder sogar weniger als vor ihrer Zeit im Bundestag. Zwar liegt ein Drittel der Befragten mit einem Gehalt von mehr als 100.000 Euro nun über dem normalen Verdienst eines Bundestagsabgeordneten, gleichzeitig gibt es aber 20 Prozent, die weniger als 30.000 Euro im Jahr erhalten und damit deutlich unter dem deutschen Durchschnittseinkommen für Vollzeitbeschäftigte liegen. Die meisten dieser Niedrigverdiener hatten vor ihrer Mandatszeit ein höheres Gehalt. Das Bundestagsmandat ist also kein Karrierebeschleuniger, auch nicht für Führungskräfte: Vor dem Einzug in den Bundestag trugen drei Viertel der Studienteilnehmer Personalverantwortung, nach dem Ausscheiden waren es nur noch zwei Drittel.

Bedauerlich finden die meisten der Befragten, dass sie bei der Suche nach einer neuen Tätigkeit keinerlei Hilfe von ihrer Partei oder Fraktion bekommen hätten. Neun von zehn Ex-Abgeordneten beklagen die fehlende Unterstützung. Die Verfasser der Studie sehen hier Handlungsbedarf, denn ohne Hilfe muss sich der Abgeordnete schon lange vor seinem eventuellen Ausscheiden mit der Suche nach einem Anschlussjob befassen. Im schlimmsten Fall werde dadurch seine im Grundgesetz verankerte Unabhängigkeit beeinträchtigt.

An der anonymen Studie, die nach Ende der letzten Legislaturperiode durchgeführt und nun veröffentlicht wurde, nahmen 47 der 217 ausgeschiedenen Abgeordneten teil. Die meisten Teilnehmer stellte die FDP, die wenigsten die SPD.

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Christopher Klausnitzer

Christopher Klausnitzer

Online Editor Human Resources Manager

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