Plattform ist nicht gleich Plattform

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Gerade läuft beim ICF eine Umfrage für Coaching-Plattformen bei den Mitgliedern. Diese sind grade groß im kommen: Im Monat fragen ein bis zwei bei mir als PCC zertifizierte Coaches an, ob ich bei einer neuen Plattform in den Coach-Pool möchte beziehungsweise beim Erstellen der Prozesse und Tools mit Input geben kann. Ich arbeite seit über zwei Jahren mit einer etablierten Plattform in den USA zusammen und habe beim Aufbau der Prozesse und Qualitätssicherung mitgewirkt und dabei viel gelernt: Coaching-Plattform ist nicht gleich Coaching-Plattform.

Viele dieser Plattformen sind gerade im Auf- beziehungsweise Ausbau und auf Mission das Coaching zu demokratisieren, das heißt nicht nur für Führungskräfte zur Verfügung zu stellen, sondern auf allen Ebenen im gesamten Unternehmen anzubieten. Was ja eine tolle Idee ist: Coachingkultur im ganzen Unternehmen schaffen und allen zugänglich machen. Es gibt jedoch gewaltige Qualitätsunterschiede:

Der ICF macht bei der Coaching-Plattform-Umfrage folgende Unterscheidung:

  • Plattformen, die einfach Funktionalität zur Verfügung stellen, wie Kommunikation mit Klienten, Prozessunterstützung, Bezahlungsabwicklung und CRM für die Coaches zahlen.
  • Plattformen, die all dieses auch anbieten, aber für Coaches das Business Development, das heißt Matching mit dem Kunden

Hier geht es um die zweite Gruppe von Plattformen, die das Matching zwischen Coach und Kunden mit anbieten. Diese sind für Unternehmen nicht nur interessant, weil ein großer, oft internationaler Coach-Pool zur Verfügung steht: Im Idealfall hilft die Plattform Coachingthemen vorab auszuwählen und bietet eine Vorabreflektion, eventuell AI gestütztes Selbstcoaching und Reflektion, und unterstützt mit zusätzlichem Material zur Weiterbildung sowie Kursangeboten. HR muss sich nicht um erste Auswahl oder Prozesse kümmern, sondern bekommt einfach eine Handvoll an vorausgewählten Coaches für das jeweilige Projekt. Die Vorauswahl wird von Logarithmen in den Platform oder momentan oft noch durch Menschen getroffen.

Der Coachee beziehungsweise Mitarbeiter im Unternehmen sucht sich einen Coach aus und bucht über die Plattform einfach den Termin, und muss sich dann nur in die Session einwählen. Nach der Coaching Session bekommt er normalerweise eine Zusammenfassung der vereinbarten nächsten Schritte und ein Protokoll.

Zwischen den Sessions kann er dann noch mit einem Messaging Service mit seinem Coach kommunizieren und Dokumente austauschen, wenn dies in der Plattform angeboten wird.

Die Krux hierbei ist natürlich, dass man nur die Qualität bekommt, für die man auch bezahlt: Die Plattformen selbst bestehen nicht immer auf eine Zertifizierung der Coaches beziehungsweise haben eine Reihe von verschiedenen Standards im System. Coaches mit niedrigen Raten sind oft nicht zertifiziert, was wiederum zur Folge hat, dass Ethikstandards und Vertrauensgrundlagen unter Umständen nicht gleich sind. Dadurch variieren Coaches auch in der Coachingqualität bei Zielsetzung, dem Coachingprozess, dem Ergebnis und dem Follow-up.

Aus Unternehmenssicht sind deshalb folgende Fragen wichtig:

Wie wird die Qualität der Coaches sichergestellt?

Oft sind verschiedenste Coaches im System, die zwar ein kurzes Gespräch am Anfang haben, aber wie sie sich weiterbilden und die Qualität Ihrer Arbeit sichern ist nicht festgelegt.

Beim ICF werden Coaches alle drei Jahre re-zertifiziert. Dafür müssen sie bestimmte Trainingsstunden nachweisen und Weiterbildungspunkte (CCEUs) bei zertifizierten Trainingsanbietern sammeln. Oft sind ICF zertifizierte Coaches in der Plattform, es lohnt sich zu schauen, bevor man Kontingente kauft.

Das bringt mich zur nächsten Frage: Wie sind die Kontingente strukturiert und auf wie viele Stunden muss sich das Unternehmen festlegen?

Und dann natürlich die brennende Frage: Wie wird der Impact gemessen, wie läuft sowohl das Feedback für die einzelne Coachingsession, aber auch die Auswertung der Daten des Gesamterfolges?

Wie wird gemessen, dass in dem Coaching die Ziele des Kunden und einzelnen Coachees erreicht werden, gibt es ein Rating, wird dieses wiederum an die Coaches weitergeleitet?

Was dann wiederum zum Thema Datensicherung führt: Wie wird mit den Daten umgegangen? Wer kann diese einsehen, ist der Inhalt der einzelnen Coachingsession vertraulich, was beim ICF ein Kernthema im Bereich Ethik ist.

Haben Coaches bei der Plattform eine Vereinbarung zum Thema Ethik oder Vertraulichkeit unterzeichnet? Wie gehen sie mit schwierigen Situationen in der Session um, ist festgelegt, wie wenn nötig eskaliert werden kann?

Gibt es irgendeine Form von Intervision, oder wie können sich Coaches im vertraulichen Umfeld über Schwierigkeiten austauschen beziehungsweise Hilfe holen?

Der ICF hat viele dieser Fragen in den Kernkompetenzen geregelt und stellt durch regelmäßiges Ethik-Training und Weiterbildung sicher, dass Coaches nicht nur gutes Coaching liefern, sondern auch wissen, was zu tun ist, wenn es einmal nicht glatt läuft. In der globalen ICF Community haben wir viel voneinander gelernt, auch über Plattformen und uns die Fragen zu Qualität, Datensicherung und Marktbereitung und Sicherung für Coaches immer wieder gestellt und das Wissen in unserer internationalen Gruppe geteilt. Es lohnt sich auf Qualität zu achten und die Plattform auf Herz und Nieren zu prüfen: Schauen Sie sich die Prozesse genau an, stellen Sie alle wichtigen Fragen und vertrauen Sie auf das Qualitätssiegel vom ICF.

International Coaching Federation (ICF) – Die International Coaching Federation (ICF) ist die weltweit größte Organisation, die sich für die globale Weiterentwicklung des Coaching-Berufs einsetzt und die Rolle von Coaching als integraler Bestandteil einer florierenden Gesellschaft fördert. Gegründet 1995, arbeiten die mehr als 35.000 Mitglieder in mehr als 140 Ländern und Gebieten an den gemeinsamen Zielen, das Bewusstsein für Coaching zu stärken und die Integrität des Berufs durch lebenslanges Lernen und die Einhaltung der höchsten ethischen Standards zu wahren. Durch die Arbeit ihrer sechs einzigartigen Familienorganisationen unterstützt die ICF professionelle Coaches, Coaching-Klienten, Organisationen, Gemeinschaften und die Welt durch Coaching.

Besuchen Siecoachingfederation.orgoder coachfederation.de für weitere Informationen.

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Julia Atkinson, Senior Executive Coach

Julia Atkinson

Julia Atkinson ist PCC zertifizierter Executive Coach und hat über 12 Jahre lang erfolgreich Executive Coaching und Entwicklung von Führungsteams in verschiedenen globalen Top 500-Unternehmen in Asien, den USA und Europa durchgeführt. Ihr Fokus liegt auf Führungskräfteentwicklung, Executive Coaching und Teameffektivität für Führungskräfte. Vor ihrer Tätigkeit in der Führungsentwicklung, gewann sie Führungs- und Geschäftserfahrung  aus erster Hand, sowohl in Großunternehmen – Siemens, Intel Deutschland & China – als auch in verschiedenen IT Start-ups. www.atkinson-coaching.com

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