DIW startet Studie zum be­ding­ungs­losen Grundeinkommen

Future of Work

Drei Jahre lang 1.200 Euro pro Monat erhalten ohne etwas dafür tun zu müssen – werden Menschen dadurch faul oder treffen sie durch die neu gewonnene Sicherheit mutigere berufliche Entscheidungen, sind kreativer und weniger gestresst? Genau das möchte ein umfassendes Studienprojekt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Kooperation mit dem Verein Mein Grundeinkommen, dem Max-Planck-Institut und der Universität zu Köln herausfinden. Für das spendenfinanzierte „Pilotprojekt Grundeinkommen“ suchen sie derzeit freiwillige Studienteilnehmer:innen.

Einzige Grundvoraussetzung für die Teilnahme: Die Bewerber:innen müssen über 18 Jahre alt sein und ihren Erstwohnsitz in Deutschland haben. Anhand der statistischen Merkmale wählt das DIW aus einer Million Bewerbungen 120 Teilnehmende aus, die über einen Zeitraum von drei Jahren ein Grundeinkommen von 1.200 Euro pro Monat erhalten. Allen Empfänger:innen des Grundeinkommens teilt die Studie mehrere statistisch sehr ähnliche Personen aus einer Kontrollgruppe zu. Sowohl die Empfänger:innen des Grundeinkommens als auch die Kontrollgruppe beantworten für den Zeitraum der Studie alle sechs Monate einen Online-Fragebogen. Abgesehen von dieser Voraussetzung empfangen die Teilnehmer:innen das Grundeinkommen tatsächlich bedingungslos, also unabhängig davon, wie hoch ihr zusätzliches Einkommen ist – lediglich Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld könnten dadurch gekürzt oder gestrichen werden, doch in den meisten Fällen ist das Grundeinkommen höher als die wegfallenden Sozialleistungen.

Macht Grundeinkommen gesünder, gebildeter, mutiger?

Der Verein Mein Grundeinkommen verlost bereits seit Jahren spendenfinanzierte Grundeinkommen von 1.000 Euro monatlich für den Zeitraum von einem Jahr. In den Erfahrungsberichten der Gewinner:innen zeigt sich häufig, dass sie durch das zusätzliche Einkommen keineswegs faul wurden, sondern vielmehr aufblühten: Sie lebten gesünder, bildeten sich weiter oder gründeten sogar eigene Unternehmen, wie das Team von Mein Grundeinkommen im Vorwort des Magazins zum Pilotprojekt (PDF) schreibt. Das Pilotprojekt Grundeinkommen biete nun die Chance, das Grundeinkommen von einem unabhängigen Forschungsteam auf den Prüfstand stellen zu lassen. „Wir möchten herausfinden, ob ein bedingungslos ausgezahlter Geldbetrag über den Zeitraum vondrei Jahren zu statistisch signifikanten Veränderungen im Handeln und Empfinden führt“, so Jürgen Schupp, Soziologie-Professor an der Freien Universität Berlin und Senior Research Fellow am DIW. „Das ist eine Riesenchance!“

Corona als Katalysator

In den letzten Monaten hat die Corona-Krise und der dadurch schwächelnde Arbeitsmarkt der Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen wieder neue Relevanz verliehen. „Wir haben während Corona gesehen, dass vormals undenkbare Dinge auf einmal ziemlich greifbar schienen“, sagt Michael Bohmeyer, Initiator von Mein Grundeinkommen im Interview mit Tagesschau24. „Die Sanktionen bei Hartz IV wurden ausgesetzt, plötzlich war unsere Grundsicherung fast bedingungslos.“ Auch mit den Geldern für Soloselbstständige habe man diesen Menschen einen Vertrauensvorschuss gegeben, der ihnen helfen sollte, durch die Krise zu kommen. Bohmeyer meint, dass durch subtile Existenzängste möglicherweise viel Potenzial verloren ginge. Ob ein Grundeinkommen wirklich zu mehr Leistung und Kreativität führen würde, wisse er zwar nicht – aber genau das herauszufinden, sei Zweck des Studienprojekts.

Weitere Informationen und das Bewerbungsformular finden Sie hier.

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Senta Gekeler, Redakteurin beim Magazin Human Resources Manager

Senta Gekeler

Senta Gekeler ist freie Journalistin. Sie war von 2018 bis 2023 Redakteurin beim Magazin Human Resources Manager.

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