Hinter dem Horizont geht’s weiter

Logbuch einer Transformation

Mit dem Start des neuen, agilen Zusammenarbeitsmodells gehört Fiducia & GAD in der Unternehmensentwicklung zu den innovativsten Unternehmen in Europa.Ein Zwischenfazit.

Transformation ist harte Arbeit. Vor über 25 Monaten haben wir diese Expedition gestartet. Aus einer Idee beim Vorstandslunch wurde eine Reise, deren Entwicklung nicht vorhersehbar war. Angezogen werden die Mitarbeiter:innen von der zu Beginn gemeinsam mit unseren Führungskräften entwickelten neuen Unternehmensvision: wir verbinden Menschen und Märkte. Einfach. Digital. Sicher. Immer mehr Mitarbeiter:innen haben sich in den vergangenen Monaten dieser Expedition angeschlossen und in unternehmensweiten Initiativen, Sprints mit neuen, agilen Arbeitsmethoden gelernt, intensiver und anders zusammenzuarbeiten. Wie in einem Trainingscamp. Lösungen erarbeiten geht jetzt crossfunktional, hierarchie- und standortübergreifend. Aus dem „Sie“ wurde für die meisten ein „Du“. Hierarchie war gestern; Symbole der Macht werden sukzessive abgeschafft. Neue Werte, wie Eigenverantwortlichkeit, Offenheit, Ehrlichkeit und Respekt werden immer mehr in unserem Unternehmen gelebt. Und nebenbei (drei Jahre Verhandlungsdauer!) haben wir unsere Arbeitsbedingungen im Rahmen eines neuen Tarifvertrags grundlegend, zukunfts- und lebensphasenorientiert mit Verdi vereinbart und technisch umgesetzt – inklusive Regelungen zum mobilen Arbeiten.

Es sind die Menschen in unserem Unternehmen, die diese Innovationen vorantreiben. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und Pandemie sind sie die wahren Schrittmacher dieses disruptiven Wandels in unserem Unternehmen. Es macht mich sehr stolz auf das, was wir bisher erreicht haben. In dieser Form und Konsequenz habe ich das bei noch keinem großen Unternehmen in Deutschland gesehen.

Neues Organisationsmodell

Anfang Oktober erreichten wir dann ein wichtiges Etappenziel, das vielen unserer Mitarbeiter:innnen in Erinnerung bleiben wird. Nach zwei Jahren relativ geräuschloser „Trainingsphase“ sind wir nun mit einem Big Bang in das neue Zusammenarbeitsmodell gestartet. Die neue Organisation wurde von unseren Mitarbeiter:innen selbst entwickelt und zusammen mit den Betriebsräten sind sie bei Besetzungsentscheidungen der neuen Rollen aktiv beteiligt. Verbunden mit dem neuen Zusammenarbeitsmodell gibt es ein neues Karrieremodell, dass dem Grundsatz folgt: Kompetenz vor Hierarchie und damit werden die Fachrollen an den wesentlichen unternehmerischen Entscheidungen gleichwertig zu Führungsrollen beteiligt.

Die Zukunft gehört nun kleinen, flexiblen Einheiten (Tribes & Squads), die schneller und pragmatischer auf Kunden- und Mitarbeiteranforderungen eingehen und Lösungen statt Produkte entwickeln werden. Die Transformation ist jetzt auch für jeden in der täglichen Arbeitsorganisation Wirklichkeit geworden. Dazu gehört auch ein völlig neues Verständnis von Führung, Rollen und Zusammenarbeit im Unternehmen. Durch unsere neuen, end-to-end ausgerichteten Prozesse bekommen unsere Mitarbeiter:innen mehr Gestaltungs- und Verantwortungsspielraum, um Innovationen zu entwickeln und die konkreten Kundenanforderungen direkt mit den Kunden zusammen zu bearbeiten.

Dieser Wandel ist für alle ein fordernder Prozess. Und er ist längst nicht zu Ende – ganz im Gegenteil. Die Vorstellung, dass man sich von einem Normalzustand aus durch Krise und Wandel auf ein neues Normal hin bewegt erscheint mir einem veralteten Denken anzugehören. Wer glaubt, dass man sich mit neuen Jobtiteln nun wieder zurücklehnen und so weiter machen kann wie zuvor, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Wir sind vielfältiger, wendiger, schneller – kurz: agiler geworden. Und dieses Tempo, diese neue Power müssen und werden wir jetzt für unsere Kund:innen und Mitarbeiter:innen einsetzen. Wenn ich mich bei unseren Mitarbeiter:innen so umschaue, sind sicher nicht alle begeistert. Aber die meisten freuen sich auf die vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die sich plötzlich für sie ergeben.

Schrittmacher der Finanzbranche

Als Digitalisierungspartner der größten und erfolgreichsten Bankengruppe Deutschlands haben wir eine systemrelevante Schlüsselrolle. Gerade wurde die neue Strategie (übrigens wieder als Initiative zusammen mit Mitarbeiter:innen) entwickelt um die Vision zum Leben zu bringen.

Es ist ein strategischer Aufbruch. Dazu bauen wir die IT radikal um, mit dem Ziel, Banking weitgehend zu automatisieren und für Privat- wie Firmenkunden einfacher zu machen. Zugleich führt der IT-Umbau in Richtung einer technologisch offenen Architektur mit Plattformen, die eine schnelle und aufwandsarme Integration innovativer Angebote von Verbundpartnern und Drittunternehmen ermöglicht sowie neue Geschäftsmodelle generieren. Auf diese Weise wird der Weg frei für digitale Ökosysteme. Zusammen mit unseren Kunden, mit Fintechs, Think Tanks und Servicepartnern arbeiten wir an der Bank der Zukunft.

Transformation never sleeps

Für diesen beginnenden strategischen Aufbruch und weitere innovative Ideen darf es in Zukunft in unserer neuen Organisation keine Grenzen mehr geben. Die Strukturen haben wir dafür geschaffen. Aber ein paar digitale Showprojekte reichen nicht. Die Transformation muss auch gelebt werden. Und da bleibt auch für uns noch einiges zu tun.

Wir arbeiten daran das alle Menschen in unserem Unternehmen sich durchgehend an Zielen orientieren (OKR). Dazu wird ein flexibler Management-Rhythmus etabliert, der Fortschritte in Bezug auf die Zielzustände transparent macht und eigenverantwortlich Korrekturen ermöglicht. Es gilt nun, die neuen Rollen im Zusammenarbeitsmodell zu leben. Das Ganze begleitet durch ein neues Steuerungsmodell mit Stärkung des unternehmerischen Handelns. Das bisherige HR entwickelt sich dabei zur Employee-Experience-Organisation.

Vor gut einem Monat wählte die Pop-Anthologie der Frankfurter Allgemeine Zeitung Udo Lindenberg unter die wichtigsten Interpreten des Jahrhunderts. Über Geschmack kann man streiten. Aber irgendwie erscheint mir das wie ein Motto, das auf den aktuellen Moment des Durchatmens passt: Hinter dem Horizont geht’s weiter. Der Gipfel steht an. Ich freue mich sehr darauf!

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Jörg Staff, Chief People Officer bei Atruvia

Jörg Staff

Jörg Staff ist Mitglied des Vorstands und Chief People Officer bei Atruvia (früher Fiducia & GAD) sowie Aufsichtsrat, Beirat und Investor von (Tech-)Start-ups. Er arbeitete vor dieser Position über 20 Jahre als Mitglied von Global Executive Leadership Teams direkt für CEOs und Vorstände führender globaler Unternehmen in der IT- Industrie (SAP, Debis Systemhaus), Logistik (Deutsche Post/DHL) und der Automobilindustrie (Daimler). In seinen globalen Positionen verantwortete er unternehmensweite Strategie-/Transformationsprogramme, Restrukturierungs- und Effizienzprogramme und unterstützte diverse Wachstumsinitiativen. Darüber hinaus sind Schwerpunkte seiner Arbeit People-Themen, wie die Ausrichtung der Unternehmensorganisation auf Human Experience, die Einführung agiler Zusammenarbeitsmodelle und die Stärkung der Innovationkraft. Staff absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaft und einen Master of Business Administration (MBA). Über 30.000 Leserinnen und Leser haben bisher seine Kolumne Logbuch einer Transformation gelesen, die 2019/2020 monatlich auf humanresourcesmanager.de erschienen ist. 2021 ist er zum CHRO of the Year gewählt worden.

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