Google for Jobs hat ein Porno- und Spam-Problem

Employer Branding

Porno und Malware: Auf Google for Jobs finden Bewerber viel mehr als nur Jobangebote. Betroffen sind auch große Unternehmen. Ein Test des HRM.

„Gefährliche Webadresse wurde gesperrt“ – nach dieser Meldung des Virenscanners brach die Redaktion des Human Resources Manager den Test von der Stellensuche „Google for Jobs“ aus Sicherheitsgründen ab. Das Ergebnis legt nahe, dass Google dringend nachbessern sollte, bevor das neue Produkt offiziell auf den deutschen Markt kommt. Gefunden wurden Links zu Pornoseiten, zu einer dubiosen Online-Umfrage und zu einer malwareverseuchten Webseite. Hauptsächlich betroffen: Stellenanzeigen des Personaldienstleisters Orizon. Indirekt sind damit Kunden von Orizon im Boot, wie Airbus und Microsoft. Auch BMW befindet sich in unguter Gesellschaft.

Worum geht es bei Google for Jobs?

Über Google for Jobs hatten die HR-Fachpresse und Blogger vor allem in der letzten Zeit sehr viel geschrieben. Der HRM hatte zuletzt am 14. Mai darüber berichtet, auch der angesehene Crosswater Job Guide veröffentlichte einen ausführlichen Beitrag zu zu Googles Meta-Jobsuche.

Am 15. März hatte Google per Tweet den baldigen Rollout in Deutschland angekündigt, dieser dürfte nun unmittelbar bevorstehen. Wie stellt sich Google for Jobs den Nutzern dar? Ganz einfach: Wenn Bewerber auf Google nach einer bestimmten Position, einem Unternehmen oder ganz einfach nach etwa „Jobs in Hamburg“ suchen, dann werden ihnen in einem separaten Kasten – versehen mit blauer Markierung – Stellenanzeigen präsentiert, die Google zusammengestellt hat. Tests des Angebots via Google USA und via Beta-Version von Google for Jobs in Deutschland zeigen, dass die Sicherheit von Google for Jobs deutlich zu wünschen übrig lässt.

Parts Engineer gesucht – via Porno-Webseite

Wie ist die Redaktion vorgegangen? Wir haben uns stichprobenartig Jobs in Deutschland anzeigen lassen, so auch Jobs von „Orizon München“. Bei jedem der angezeigten Jobs bietet Google unterschiedliche Möglichkeiten, sich per Klick auf einen Button darauf zu bewerben. Dies kann in der Regel durch LinkedIn oder Xing erfolgen – oder durch eine Jobbörse. Ungewöhnlich ist, dass sich bei Orizon auch „Bewerbungslinks“ zu einer Dating-Webseite und einer Porno-Seite finden. Hier bekommt der „Parts Engineer“ eine ganz eigene Bedeutung. Manche Jobangebote sind nur mit einem dubiosen Link versehen, andere gleich mit zwei. So bei einem von Orizon gesuchten Tischler. Die Redaktion hat darauf verzichtet, auf den Link der Site „piazjzella.cf“ zu klicken, da der Dienst-PC noch gebraucht wird.

Screenshot Google for Jobs - Parts Engineer
Screenshot Google for Jobs – Parts Engineer

 

Bei einem gesuchten Maschinenbediener findet sich wiederum ein Link zu einer Onlineumfrage. Klickt man auf „Apply on JS Logo“, erfährt man mehr.

Bekannte Arbeitgebermarken betroffen

Nun agiert Orizon als Personaldienstleister für große Unternehmen. Der Effekt ist unerfreulich für die Kunden. Gibt man bei Google for Jobs den Suchbegriff „Airbus Hamburg“ ein, dann werden dort auch von Orizon angebotene Jobs bei Airbus angezeigt. In trauter Gemeinschaft mit Jobs mit dem Airbus-Logo. Die Employer Brand Manager werden sich freuen. Auch Microsoft dürfte wohl eher wenig begeistert davon sein, dass man sich für den Job des Online Editor via Dating-Webseite bewerben kann.

Malware bei BMW-Anzeige

Last not least: Neben Orizon scheint BMW betroffen zu sein, zumindest in einem Fall. Hier geht es um die Suche nach einem „Werkstudenten Fahrzeugsicherheit“. Wer auf den Button „Apply on Tapwage“ klickt, wird seinen Virenscanner in freudige Erregung versetzen. Der Scanner des Redaktions-PC warnte mehrfach sehr eindringlich: Vorsicht, Malware.
Für experimentierfreudige Recruiter und Bewerber haben wir die Beispiele unten verlinkt.

Screenshot Google for Jobs-Suche Werkstudent BMW
Screenshot Google for Jobs-Suche Werkstudent BMW


Fazit:

Google sollte seine Sicherheitsmaßnahmen vor der Markteinführung von Google for Jobs in Deutschland auf den Prüfstand stellen. Was auch immer bei Orizon (und BMW) geschehen ist, das kann die Redaktion des HRM nur vermuten. Dass Google for Jobs allerdings Links zu Pornoseiten und Malware 1:1 übernimmt, das darf nicht passieren.

Update: Eine Stellungnahme von Google liegt vor, die in dem Beitrag genannten “Porno-Links” wurden von Google entfernt. Mehr in Kürze hier auf humanresourcemanager.de.

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(c) privat

Helge Weinberg

Journalist
Helge Weinberg ist Journalist aus Hamburg. Er schreibt unter anderem für den Human Resources Manager, den Crosswater Job Guide und diverse Fachmedien.

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