Das Homeoffice bringt viele Vorteile – wenn es richtig eingesetzt wird

Personalmanagement

Es existieren leider immer noch viele Vorbehalte gegen das Homeoffice, dabei bietet das Arbeiten von Zuhause für Arbeitnehmer und Arbeitgeber einige Vorteile, wenn man es richtig umsetzt.

Kein nerviger Chef, keine anstrengenden Kollegen, keine Kontrolle sowie oftmals freie Zeiteinteilung – geradezu paradiesische Verhältnisse für Arbeitnehmer. Währenddessen trägt der Chef permanent ein mulmiges Gefühl mit sich herum, ob seine Mitarbeiter gerade wirklich zuhause arbeiten oder eher vor dem Fernseher sitzen. Natürlich gibt es faule Mitarbeiter und natürlich gibt es misstrauische Vorgesetzte, aber das Konzept des Homeoffice derart allgemein zu verurteilen, weil es wie überall ein paar schwarze Schafe gibt, halte ich für absolut falsch.

Ich persönlich bin überzeugt vom Konzept des Homeoffice. Das hat sich in meiner jahrelangen Arbeit im HR-Bereich immer wieder gezeigt. Meine Erfahrung bringt das Homeoffice generell viele Vorteile. Das sind unter anderem:

  1. Befreiung von räumlichen Grenzen,
  2. Bindung von Müttern und Vätern als Arbeitskraft,
  3. Steigerung der Effizienz und Erhöhung der Motivation.

So gibt es Branchen, in denen geht es gar nicht mehr ohne dezentralen Arbeitsplatz. Hier sind zum Beispiel die Außendienstmitarbeiter, die sehr weit weg von der Firmenzentrale tätig sind oder die Softwareentwickler, die sogar in Übersee sitzen und arbeiten, zu nennen.

Aber auch andere Branchen und Unternehmen können von einer Flexibilisierung des Arbeitsplatzes profitieren. Denken Sie nur an berufstätige Mütter und Väter. Sie können nur mit Homeoffice Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Und die Unternehmen verlieren diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht komplett als Arbeitskraft.

Hier erinnere ich mich an einen Fall aus meiner Zeit als Personalleiterin bei einem amerikanischen Konzern. Über das Modell Homeoffice konnte ich eine Mitarbeiterin, die schnell aus der Elternzeit wieder in Vollzeit einsteigen wollte, wieder ins Unternehmen holen. Die junge Mutter arbeitete flexibel vor allem in den Abendstunden, und konnte so mit amerikanischen Kollegen arbeiten, die aufgrund der Zeitverschiebung nur abends zu erreichen waren. Hier nutzte uns das Homeoffice sogar doppelt.

Altertümliche Vorurteile

Es existieren leider immer noch die (altertümlichen) Vorurteile, dass Mitarbeiter im Homeoffice weniger produktiv sind, da sie nicht ausreichend kontrolliert werden können. Doch Studien widerlegen mittlerweile genau diese These: Eher ist es andersherum. So haben Nicholas Bloom, Ökonomieprofessor an der Stanford-Universität, und sein Team in einer Studie gezeigt, dass Homeoffice-Mitarbeiter effizienter arbeiten und mehr Spaß haben an der Arbeit.

Die Heimarbeit steigerte die Leistung der Versuchsteilnehmer um stolze 13 Prozent. Neun Prozent davon ergaben sich allein dadurch, dass die Heimarbeiter weniger Pausen machten, sich seltener krankmeldeten und pro Minute mehr Telefonate annahmen. Vier Prozent ergaben sich durch die gestiegene Konzentration – dank weniger Störquellen und -geräusche im Umfeld. Zudem berichteten die Heimarbeiter einhellig, sie seien zufriedener mit ihrer Arbeit.

Ich selbst habe mit Managerinnen zusammengearbeitet, die abends – wenn die Kinder im Bett sind – effizienter gearbeitet haben als manche Kolleginnen und Kollegen im turbulenten Tagesgeschäft.

Allerdings muss das Homeoffice im Unternehmen klar geregelt und auch begrenzt werden. Man darf die Homeoffice-Regelung nicht übertreiben. Ich sehe ein bis maximal zwei Tage pro Woche als ok an, nicht aber fünf Tage zuhause arbeiten. Der Grund: Bei mehr als zwei Tagen leidet die Bindung zum Team und zum Unternehmen. Der einzelne Mitarbeiter bekommt dann einfach nicht mehr mit, was in seinem Umfeld und im Unternehmen passiert.

Vermutlich ist auch genau das der Grund, warum HP, Yahoo und IBM die Kehrtwende weg vom Homeoffice gestartet haben. Offenbar hat man es am Ende übertrieben und war dabei, vollkommen zu zerfasern.

Wichtig ist auch, klar zu kommunizieren, dass es keinen automatischen Anspruch auf Homeoffice gibt, sondern dass immer der Einzelfall zu betrachten ist. Denn eines ist klar: Homeoffice ist für nicht jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin geeignet. Der beziehungsweise die eine oder andere braucht den Kontakt zu Kollegen und den Druck eines anwesenden Chefs. So jemand würde ohne Kontrolle und Aufsicht zuhause völlig unproduktiv.

Und es gibt selbstverständlich auch Bereiche in manchen Unternehmen, in denen das Homeoffice nicht umsetzbar ist. Ich denke zum Beispiel an alle Produktionsbereiche.

Im Moment ist das größte Problem wohl der Schritt ins Wagnis „Homeoffice“. Als Chef muss man zunächst viel los- und ins Ungewisse entlassen. Außerdem haben Homeoffice Mitarbeiter (leider!) immer mit dem Tratsch und den Vorurteilen der Kollegen im Büro zu kämpfen. Hier ist es Aufgabe des Chefs, die Homeoffice-Arbeitsplätze zu 100 Prozent zu vertreten.

Ich bin sicher, dass die Unternehmen in Deutschland den Wandel schaffen werden – weil sie es müssen. Die junge Generation der Arbeitskräfte erwartet eine höhere Flexibilität. Auch und besonders für Familien mit kleinen Kindern sind Homeoffice Arbeitsplätze oftmals der einzige Weg, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Und eins sage ich gerne allen Chefs, die noch zögern: Mit eingesparten Arbeitsplätzen sparen sie selbst auch kräftig Geld. Vielleicht ist das nicht der wesentliche Grund – aber auf jeden Fall ein guter Grund, sich dem Projekt „Homeoffice“ anzunehmen.

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Barbara Frett, Foto: privat

Barbara Frett

Personalmanagerin und Unternehmerin
Barbara Frett war seit Beginn der 90er Jahre in bekannten, international tätigen und eigentümergeführten Unternehmen verschiedener Branchen tätig, u. a. IT, Pharma, E-Commerce und Travel. Bevor sie sich 2016 mit ihrem eigenen Personalberatungsunternehmen Frettwork network GmbH selbstständig gemacht hat, war sie HR Director der zum Amadeus-Konzern gehörenden TravelTainment Group.

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