Coach oder Scharlatan?

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„Coach“ ist kein geschützter Begriff und so flattern der Personal(entwicklungs)abteilung wöchentlich Angebote der unterschiedlichsten Anbieter auf den Tisch. Manche lassen sich leicht als Scharlatanerie erkennen, andere kommen durchaus seriös daher, verkaufen aber unter dem Titel „Coach“ Programme, die man ansonsten eher im Sektenumfeld vermuten würde. Sie könnten nun in mühsamer Kleinarbeit Profile sichten, mit den einzelnen Anbieter:innen telefonieren und hätten letztendlich immer noch keine Sicherheit darüber, dass Sie Ihren Mitarbeitenden tatsächlich qualitativ hochwertige Unterstützung an die Hand geben.

Hier sind drei hilfreiche Kriterien:

1. Fragen Sie nach der Coaching-Ausbildung

Hat der Coach eine Coaching-Ausbildung absolviert, oder ist er z.B. Trainer und nennt sich nur „Coach“? Und Ausbildung ist nicht gleich Ausbildung – fragen Sie also auch nach der Anzahl der Ausbildungsstunden und der Akkreditierung des Trainings in einem Coachingverband. 60 Stunden Ausbildung sollten es mindestens sein.

2. Fragen Sie nach der Mitgliedschaft in einem Coaching-Verband

Eine Mitgliedschaft in einem der großen Coachingverbände zeigt die Professionalität des Coaches.

3. Fragen Sie nach einem Zertifikat

Die meisten Ausbildungsinstitute vergeben zwar heute Zertifikate, eine Aussage über Qualität, Ethik und Coaching-Praxis können diese aber nicht geben. Die International Coaching Federation bietet mit ihren international gültigen, unabhängigen Zertifikaten hier eine wertvolle Orientierungshilfe.

Selbst einfache, nicht zertifizierte Mitglieder der ICF müssen 60 Stunden Coaching Weiterbildung nachweisen, um überhaupt Mitglied zu sein. Jedes Mitglied hat den Code auf Ethics unterschriebenund unterliegt im Fall von unethischen Verhalten einem ethischen Überprüfungsverfahren durch die Assoziation.

Es gibt drei Zertifizierungsstufen für Coaches: Associate Certified Coach (ACC), Professional Certified Coach (PCC) und Master Certified Coach (MCC). Für die Zertifizierung müssen diese Coaches eine Anzahl von Weiterbildungsstunden nachweisen. Auch hier zählen nicht alle Weiterbildungen, sondern nur solche, die nachweislich die Kernkompetenzen der ICF unterrichten. Zudem haben alle zertifizierten Coaches ein oder mehrere Coachingaufnahmen durch die ICF überprüfen lassen, um sicherzustellen, dass sie die Kernkompetenzen eines Coaches beherrschen. Der Nachweis von hunderten von Stunden Coaching Erfahrung rundet die Überprüfung der ICF zertifizierten Coaches ab. Es handelt sich also nicht nur um eine Prüfung der theoretischen Fähigkeiten, sondern ähnlich einer Führerscheinprüfung muss bei der ICF auch nachgewiesen werden, dass der Coach die Praxis beherrscht.

Die ICF Kernkompetenzen werden regelmäßig auf ihre Gültigkeit überprüft. Zuletzt wurden Sie 2019 im Rahmen einer „Job-Profile“- Analyse, die von einem unabhängigen Institut durchgeführt wurde, aktualisiert. Die acht Kernkompetenzen können Sie hier nachlesen.

Die International Coaching Federation definiert Coaching auch ganz klar als: „partnerschaftlichen und zum Nachdenken anregenden Prozess, der Menschen und Organisationen kreativ dabei unterstützt, ihr persönliches und professionelles Potential zu steigern.“Auch hierdurch wird schädliches Verhalten durch sogenannte Coaches ausgeschlossen.

Natürlich haben auch andere Verbände hochqualifizierte Mitglieder. Mir ist aber kein anderer deutscher oder auch internationaler Coachingverband mit einer derart rigorosen und seriösen Herangehensweise an die Zertifizierung seiner Mitglieder bekannt. Personal(entwicklungs)abteilungen können getrost davon ausgehen, dass ICF Coaches die Mitarbeitenden professionell und kompetent unterstützen können.

International Coaching Federation (ICF) – 2020 feiert die ICF das 25-jährige Bestehen als globale Organisation für Coaches und Coaching. Die ICF widmet sich intensiv der Förderung der Profession Coaching, indem sie hohe ethische Standards setzt, an unabhängigen Zertifizierungsprozess aufgesetzt hat und ein weltweites Netzwerk von zertifizierten Coaches über eine große Anzahl von Coaching Disziplinen hinweg aufgebaut hat. Sie hat über 41000 Mitglieder in 147 Ländern, die gemeinsam daran arbeiten, Coaching bekannter zu machen, die Integrität der Profession hochzuhalten und sich stetig durch die neueste Forschung und Praxis weiterzubilden. www.coachfederation.org

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Kirsten Dierolf, Coach

Kirsten Dierolf

Kirsten Dierolf, MCC – President Elect, ICF Deutschland. Geschäftsführerin der SolutionsAcademy, einem international tätigen Weiterbildungsinstitut für ICF akkreditierte Weiterbildungen. Kirsten Dierolf coacht seit 1996 und bildet seit 2008 Coaches aus. Sie hat in 37 Ländern auf allen Kontinenten (außer Antarktis) gearbeitet und ist Autorin des Buchs „Lösungsfokussiertes Teamcoaching“ und Co-Autorin von „Der Lösungstango“ sowie Autorin vieler Artikel in (wissenschaftlichen) Zeitschriften. Professionelles Coaching ist Ihre Passion.

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